Selbstverständlichkeiten?

In der US-amerikanischen Verfassung steht bezüglich der Menschenrechte: „We hold these truths to be self-evident“. Die meisten von euch werden mir sicher zustimmen, dass solche Werte wie das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Unantastbarkeit der Würde, die Gleichheit vor dem Gesetz auch wirklich eigentlich selbstverständlich sind.

Stellt sich dann nicht die Frage, warum diese überhaupt in unserem Grundgesetz formalisiert wurden? „Das ist doch selbstverständlich“, könntet ihr sagen, „warum sollen wir das noch extra irgendwo festschreiben?“ Der Einwand ist natürlich berechtigt und verständlich. Wir schreiben ja auch kein Gesetz, dass es jedem Menschen erlaubt ist, so viel Luft einzuatmen, wie er will, oder das festlegt, ab wann ein Neugeborenes schreien darf.

Manchmal sind die Dinge aber so, dass sie für die meisten Leute selbstverständlich sind, für manche aber nur „eigentlich selbstverständlich“. Wenn man feststellt, dass das, was für die Mehrheit klar, eindeutig und überhaupt nicht diskussionswürdig ist, für andere nicht so unumstößlich ist, sollte man sich überlegen, ob man diese Selbstverständlichkeiten formalisiert. Das schränkt die wenigsten ein und macht den anderen zumindest bewusst, wo solche „eigentlich selbstverständlichen“ Punkte liegen.

Über Werte zu diskutieren, ist immer auch ein fruchtbarer Reflektionsprozess, bei dem sich auch eigentlich Selbstverständliches überdenken lässt. Machen wir uns dies bewusst, manche Selbstverständlichkeit war früher nicht so selbstverständlich; manche Selbstverständlichkeit ist nur für uns selbstverständlich; manche Selbstverständlichkeit muss teuer erkauft werden, bevor sie selbstverständlich wird.

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Begeisterung trotz Wahlschlappe

Wisst ihr eigentlich, was Begeisterung alles möglich machen kann? „Klar“, sagt ihr jetzt, „Begeisterung ist toll und schön und … naja, was will er denn mit so einer platten Aussage?“

Meine Fußballmannschaft hatte nicht unbedingt die erfolgreichste Hinrunde hinter sich und wir überwinterten auf einem Abstiegsplatz mit 8 Punkten Rückstand auf zumindest den Relegationsplatz. Schön und gut, aber was interessiert euch das?

Seit der Rückrunde haben wir eine richtige Fankurve: circa 10 Jugendliche, die lautstark und Fahnen schwenkend unsere Mannschaft nach vorne treiben. Bei einem erzielten Tor bricht lauter Jubel aus, beim Gegentor werden wir gleich wieder aus der Kurve nach vorne getrieben und wenn das Spiel von uns abzusacken droht, sorgen die Fans dafür, dass man auch noch die letzten 10% aus sich herausholt.

Die Begeisterung, mit der uns die Jungs anstecken, hat dazu beigetragen, dass wir in der Rückrunde noch kein Spiel verloren haben und den Rückstand schon auf 4 Punkte reduzieren konnten.

Worauf ich hinaus will, ist, dass wir alle in uns die Kraft haben, andere mit unserer Begeisterung anzustecken. Das ist gar nicht so schwer. Wir müssen uns nur wollen trauen. Wenn wir schon etwas tun, dann sollten wir es mit Begeisterung tun, mit Leidenschaft und Engagement; und außerdem daran denken, die Leute um uns herum dabei „mitzunehmen“. Anfeuern, ermutigen und unterstützen kann jeder; und doch ist es nicht so alltäglich, dass wir uns nicht bei jedem Kompliment noch geschmeichelt fühlten. Also, trotz der Wahlschlappe: begeistern wir uns und unsere Mitmenschen wieder!

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Unbegrenzte Möglichkeiten

Im Zug sitzt mir gerade ein älterer Herr gegenüber, der fasziniert auf seinem – wohl neuen – Navi die Route mitverfolgt. Gemeinsam lachen wir darüber.

Ist es nicht begeisternd, wie der technische Fortschritt die Perspektiven gedreht hat. Heute legen die Senioren die kindliche Begeisterung an den Tag, dessentwegen sie uns noch vor 10 Jahren milde belächelt hatten. In solchen Momenten fällt mir wieder auf, wie einfach und gerecht unsere Welt doch geworden ist. Wir jungen Leute können uns heute so einfach wie nie einen immensen Schatz an Wissen und Fähigkeiten aneignen, wir können so günstig wie nie die große, weite Welt sehen und uns stehen so viele Möglichkeiten offen wie nie zuvor.

Wenn wir und die anderen Parteien uns jetzt im Wahlkampf schon alle möglichen Versäumnisse und Schwachpunkte gegenseitig vorhalten, sollten wir auch bedenken, wie gut es uns eigentlich geht! Das ist kein Selbstläufer, sondern erfordert von uns jetzt umso mehr Einsatz, um unseren Lebensstandard zu halten oder noch weiter auszubauen. Wer sich jetzt auf den Lorbeeren ausruhen will, gibt seinen Status dem unaufhörlich nagenden Zahn der Zeit preis. Für die von uns aber, die sich engagieren und einbringen, stehen alle Türen offen. Jeder, der seinen inneren Schweinehund überwinden kann, hat allen Grund optimistisch zu sein. Viel davon verdanken wir den Generationen vor uns, die unwahrscheinlich viel erreicht haben, wovon wir jetzt profitieren und woran wir weiterbauen dürfen. Da ist es doch umso besser, dass den Senioren unsere Produkte – wie das Navi – auch noch so viel Spaß machen!

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