Als gestern in der ARD-Sendung „Anne Will“ darüber diskutiert wurde, ob Beamte zu hohe Pensionen bekämen, wurde auch von vielen Befragten erwähnt, dass sie ja auch ihr Leben lang hart gearbeitet hätten und sich nun ihren Pensionsanspruch redlich verdient hätten. Daran habe ich gar nichts auszusetzen.
Aber finden Sie mal einen Menschen über 65, der Ihnen sagt, dass er nicht sein Leben lang hart gearbeitet hätte. Oder finden Sie einen Absolventen, der Ihnen erklärt, dass ihm eigentlich das Diplom mehr oder weniger in den Schoß gelegt wurde. Wir werden doch im Nachhinein immer unsere Leistung als anspruchsvoll, hochwertig und essentiell für den Erfolg des Ganzen ansehen.
Heißt also, dass ich ein Leben lang hart gearbeitet habe, dass ich jetzt auch Anspruch auf eine hohe Rente oder Pension habe? Nein, natürlich nicht. Denn gegen wen hätte ich denn so einen Anspruch?
Gegen einzelne Menschen? Mir haben die wenigsten Rentner von heute irgendetwas direkt geschaffen, sodass sie einen Anspruch gegen mich als Individuum hätten.
Gegen die Gesellschaft? Sicherlich haben die heutigen Rentner und Pensionäre einen Staat geschaffen, von dem wir Jungen heute enorm profitieren. Dafür haben Sie auch unsere Anerkennung und Wertschätzung verdient. Aber dann müssten wir die Leute auch nach ihrer Leistung für unsere Gesellschaft in der Pension bezahlen. Wer sollte das bewerten?
Gegen wen also bleibt ein Anspruch? Sicherlich gegen ihr eigenes Schicksal, denn mit dem muss jeder Mensch sich ein Leben lang rumschlagen und arrangieren. Dieser Anspruch ist nur leider sehr schwierig durchsetzbar.
Es kommt bei der Rentenzahlung eben nicht darauf an, wie hart jemand gearbeitet hat oder ob er aus seiner Sicht mehr oder weniger verdient hat. Es bleibt einzig ein Vertragspartner, mit dem man sich auf Regeln festgelegt hat.
Ich habe heute früh bei Minusgraden Bauarbeiter beobachtet, die mit bloßen Händen Holzstreben befestigten. Erkläre denen doch bitte in 30 Jahren mal jemand, dass sie eine kleinere Rente haben, weil sie eben einfach nicht so hart gearbeitet hätten.
Also ich sehe das mit der Rente doch etwas anders. Schließlich handelt es sich bei der gesetzlichen Rente um eine Versicherung und genauso wie bei einer privaten Versicherung sollte man bei der gesetzlichen Versicherung abhängig von der Höhe der Einzahlung den Auszahlungsbetrag festlegen. Wie bei jeder Versicherung ist der Versicherungsgeber letztlich auch derjenige, der die Auszahlung leisten muss. Blöd nur, wenn der Versicherungsgeber pleite ist…
Ob Politiker letztlich mehr (oder gleich viel) Rente wie Bauarbeiter verdient haben, ist meiner Meinung nach ein anders Thema. Die Bezahlung von Arbeitnehmern (beziehungsweise von verrichteter Arbeit) ist nicht wirklich gerecht, entspricht aber (soweit ich das beurteilen kann) den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Ich wüsste nicht wie eine gerechte Entlohnung durchsetzbar wäre, denn gleichgeschaltete Bezahlung ist letztlich auch keine Lösung…