„Ich geh nicht wählen!“ – „Was soll’s denn? Die machen doch eh alle, was sie wollen!“ – „Meine Stimme zählt doch eh nix“ – „Ich hab sonntags `was Besseres zu tun, als wählen zu gehen“
So oder so ähnlich haben wir es alle schon gehört. Am Infostand, im Freundeskreis oder in den Medien. Die Nichtwähler sind entweder so enttäuscht, dass sie nicht mehr wählen gehen wollen oder sie fühlen sich aus anderen Gründen von den Gewählten nicht repräsentiert.
Ganz egal aber, was ihre Gründe sind, werden sie aber von den Gewählten vertreten. Und da liegt eigentlich der Hase im Pfeffer. Wer nicht wählen geht, ist mit jedem möglichen Repräsentanten einverstanden – außer er lehnt die Demokratie ab. Denn in einer funktionierenden Demokratie brauchen wir einige Delegierte, die eine größere Menge an Menschen repräsentieren. Das funktioniert bei uns nach dem Mehrheitswahlrecht. Das heißt, dass die Mehrheit entscheidet, wer die Menschen in einem bestimmten Gebiet vertreten darf. Diese Entscheidung gilt dann auch für die Minderheit.
Wer also nicht zur Wahl geht, macht deutlich, dass er keine Präferenz zwischen den unterschiedlichen Kandidaten hat und insofern mit jedem leben könnte. Wo ist also das Legitimitätsproblem, das immer wieder ins Feld geführt wird? Jeder, der sich sagt, dass es ihm ja im Großen und Ganzen gut genug geht und der jeder Partei glaubt, dass sie es schon in etwa richten wird, braucht nicht zur Wahl zu gehen. Wir interpretieren nur die Nichtwähler immer als Protestgruppe. Vielleicht sollten wir hier einmal die Perspektive ändern und ihnen klar machen, dass sie damit jede Regierung legitimieren.